
Geschichte

Mit unseren eigenen Werkzeugen, unserer gemeinsamen Sprache und unserer besonderen Geschichte, haben wir im Laufe der Jahre eine Tradition entwickelt, die unsere Vereinigung unverwechselbar macht.

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Geschichte
der Rheinholzer

Die alte Tradition des Rheinholzens ist, ausser im Rheintal, nicht sehr bekannt. Sehr wichtig dabei ist der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit mit Familie und Kollegen. Dabei hat jeder Rheinholzer seinen angestammten Rheinholzerplatz. Der «Besitzer» des Platzes vererbt seinen Platz jeweils seinen Nachkommen weiter.

Vor allem die Natur spielt eine grosse Rolle beim Rheinholzen. Bei dieser Leidenschaft ist man Wind, Wetter und Kälte ausgesetzt. Wenn der Rhein Hochwasser führt, sind die Rheinholzer am Ufer des Rheins zu finden, egal wie das Wetter ist. Dafür braucht der Rheinholzer eine hohe Einsatzbereitschaft für das Werfen mit dem Wurfhaken. Denn die vorbeischwimmenden Brocken zu treffen und mit viel Gefühl an Land zu ziehen, ist eine grosse Herausforderung. Schon von klein auf lernen die jungen Rheinholzer von ihrem Vater, Grossvater oder Onkel den Umgang mit dem Wurfhaken. Mit der Zeit eignet sich jeder Holzer seine eigene Technik an.
Wann kann man Rheinholzen?
Wenn es im Oberland, im Einzugsgebiet des Vorderrheins, Hinterrheins und der Landquart in den hohen Bündner Tälern zu starken Regenfällen kommt, stehen die Chancen gut, dass der Rhein in der Folge davon anschwillt.
Anhand der Hydrodaten des Rheins, kann man sich im Internet darüber informieren, wie sich der Pegelstand des Rheins verändert. Bei normalem Pegelstand im Sommer fliessen etwa 100 m3/s Wasser den Rhein hinunter. Wenn der Stand über 450 m3/s ansteigt, was aber noch eher niedrig ist, steigt die Chance, dass der Rhein Holz mit sich führen wird. Bei einem Abfluss von ca. 1'800 m3/s tritt der Rhein auf Höhe Diepoldsau über das Wuhr.
Wieso kam es zum Rheinholzen?
Der Grund, weshalb die Menschen im Rheintal zum Holzen gekommen sind, liegt darin, dass man sich möglichst günstig Brennholz für den Winter beschaffen wollte. Da viele Familien im Rheintal sehr arm waren und kein Geld für Holz aus dem Wald zum Heizen hatten, nutzte man die Möglichkeit, das Holz aus dem Rhein zu nehmen.
Wie funktioniert das Rheinholzen?
Sobald schlechtes Wetter vorausgesagt wird und die Hydrodaten einen Anstieg des Rheins anzeigen, bereiten die Rheinholzer Ihre Gerätschaften vor. Die Arbeitsgeräte wie Wurfhaken, Stangenhaken, Zabbi, Seile und so weiter werden ins Auto oder auf Traktor und Anhänger geladen. Draussen am Rhein wird alles abgeladen und auf dem Platz bereitgelegt. Die bereits aufgeregten Rheinholzer warten gespannt auf die ersten Stämme. Mit den Wurfhaken versuchen sie dann, die Stämme zu treffen. Grössere Stämme werden dabei immer von zwei Rheinholzern angeworfen, da die Strömung des Rheins sehr stark ist. Ist der Stamm von einem oder beiden Holzern getroffen und der Wurfhaken hat sich eingehakt, rennen die Holzer mit der Strömung des Rheins oft über 100 m weit und ziehen gemeinsam an den Seilen, bis der Stamm am Ufer ist. Einmal am Ufer, wird der Stamm mit dem Stangenhaken oder dem Zabbi festgehalten. Danach befestigen sie die Holzerzange am Stamm und ziehen ihn mit dem Traktor bis zur Strasse hinauf.
Das Rheinholzen dauert so lange, bis der Rhein kein Holz mehr führt. Das kann sich über einige Stunden hinziehen. Auch wenn es die ganze Nacht dauert, wird kein Rheinholzer seinen Platz verlassen, damit er sicher keinen schönen Stamm verpasst.
In den nächsten Tagen sägen und spalten die Rheinholzer ihr gefangenes Holz und führen es nach Hause, wo es zum trocknen gestapelt wird.
Werkzeuge der Rheinholzer
Gutes Handwerk beginnt mit gutem Werkzeug. Die Rheinholzer verlassen sich auf sorgfältig ausgewähltes und teilweise handgefertigtes Werkzeug. Seit Generationen sind die Werkzeuge praktisch unverändert geblieben. Diese Sammlung zeigt, was ein echter Rheinholzer für seine Arbeit braucht.

Wurfhaken
Er ist das wichtigste und von Hand hergestellte Werkzeug der Rheinholzer. Die Form des Wurfhakens wurde den Schiffsankern nachempfunden. Zusätzlich besitzt er einen Holzstiel mit einem ca. 30 m langen Nylonseil

Holzerhaken
Ist ein Stamm am Ufer gesichert, wird die Holzerzange mit Kette am Stamm angebracht, mit einem Drahtseil am Traktor befestigt und hochgezogen.

Notstromgruppe
Die Notstromgruppe ist immer in Kombination mit Scheinwerfern im Einsatz, damit die Rheinholzer auch bei Nacht eine gute Sicht haben.

Stangenhaken
Der Stangenhaken hat einen 4-7m langen Holzstiel und am vorderen Ende ist ein Metallteil mit drei Zinken befestigt. Er wird dazu benutzt, nahe am Ufer treibendes Holz herauszufischen.

Motorsäge
Sie wird dazu benötigt, die Stämme in Meterstücke zu sägen. Da auf den Stämmen teilweise Sand haftet, kann die Kette der Motorsäge schnell stumpf werden.

Rheinholzerschiff
Das ist das letzte, noch fahrtüchtige Rheinholzerschiff. Früher gab es Rheinholzer, die mit solchen Booten (Weidling), während dem Hochwasser hinausfuhren, die daher schwimmenden Stämme mit Haken und Seilen befestigten und an Land zogen. Diese Art des Reinholzens wird nicht mehr betrieben.

Zabbi
Ein massiver Zinken ist an einem Holzstiel befestigt. Er wird dazu benötigt, Stämme am Ufer zu halten, sie aus dem Wasser ans Land zu ziehen oder sie zu drehen.

Traktor und Spaltmaschine
Mit der Spaltmaschine werden die die Meterstücke gespalten. Dies wird entweder draussen am Rhein oder später zuhause gemacht.

Schollatrucka
Mit dem Anhänger, einer alten «Schollatrucka», werden Arbeitsgeräte transportiert. Danach wird sie als Wurfplattform benutzt und später zum abtransportieren der herausgezogenen Stämme.
Die Rheinholzersprache
Miglata
a Müsala
an Brocka
kleine, handliche Hölzer, die nach der Trocknung direkt in den Ofen geschoben werden können.
1-2 Meter langes Holzstück von mittlerer Dicke
dicker, kurzer Stamm
an Sägklotz
aufgerüsteter Stamm mit stirnseitiger Nummer
a Band
a Tann
ein langer, meist glatter Stamm, der über 8 m misst
ein Nadelbaum mit Wurzeln und Ästen
Pschütti
sehr dunkles, erdiges Rheinwasser
Läatta
abgelagerter Geschiebesand
a Beass
a Schollatrucka
Ein Keil, um Holz zu spalten
Wagen, mit dem das Rheinzolzermaterial an den Rhein geführt wird
